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Wer ist… ЙЖД?

Geschrieben von admin am 24. Aug 2016

Neue Folge von ‚Wer ist…?‘. Diesmal im Mittelpunkt: Ein ehemaliger ukrainischer Nationalspieler. Ein guter Mann für nächste Saison. Wenn jemand einschlagen wird, dann er. Was er sonst noch auf dem Kasten hat, zeigt er im nachfolgendem Interview…

Interviewer Raffaele Sassano: Wie sieht bei dir ein Training aus? Hast du spezielle Trainingsmethoden?

ЙЖД: Also ich habe ja früher hochgradig professionell trainiert. Da lief das, wie es halt üblich ist. Mit Erwärmung, Einspielen und dann je nach dem Stand in der Saison einfache, wettkampfnahe Übungen bis hin zu Wettkampf, um dann in den Saisonhöhepunkten tatsächlich die beste Form an den Tisch bringen zu können. Inzwischen läuft es immer mehr darauf hinaus, dass ich in die Halle gehe, mich ohne Erwärmen einspiele, 2 Spiele mache und dann in der Kneipe vielleicht noch ein gemeinsames Getränk für das Mannschaftsklima zu mir nehme.

Hast du ein besonderes Ritual vor dem Training?

ЙЖД: Ich bin ja schon lange im Geschäft. Früher war natürlich das Ritual Frischkleben. Inzwischen fällt das ja komplett weg, womit ich auch ganz einverstanden bin. Ritual vor dem Training habe ich mittlerweile nicht mehr.

Wie man sehen kann bist du Ukraine Fan. Wieso?

ЙЖД: Genau so wie ich wird die Ukraine langsam immer kleiner. Der Urlaub dort ist echt schön, schöne Zeiten gehabt. Als der Polizist einfach 50€ für nichts haben wollte, fand ich es nicht so lustig, aber alles andere war ganz schön. Schöne Frauen.

Kommen wir zur Olympia. Wie ist dein Resümee für das Abschneiden der deutschen Tischtennisspieler und -spielerinnen?

ЙЖД: Ich denke, für die Frauen war es natürlich einen riesen Erfolg. Für die Herren war es auch das Limit, was sie gespielt haben. Kollege Boll tut sich ja schwer mit den Plastikbällen und regt sich regelmäßig darüber auf. Und wenn wir noch einen Trainer dabei gehabt hätten, dann hätte es vielleicht für ein Platz mehr gereicht (grinst).

Okay und wie findest du das Abschneiden in der Einzelkategorie?

ЙЖД: Das ist der Punkt an dem ich sage: Da hat einfach jemand gefehlt, der den Kollegen sagt, wie sie spielen sollen. Also ich denke sowohl Samsonov gegen Ovtcharov als auch Boll, der gegen Quadri Aruna rausgeflogen ist. Die hatten beide die Chance zu gewinnen, aber die haben beide einfach taktisch schlecht gespielt. Im Zweifelsfall ist das nicht die Schuld des Spielers, der da steht und vielleicht nicht sieht, was er machen muss. Da war der Trainer Schuld.

Woran machst du das fest, dass der Trainer Schuld war?

ЙЖД: Das ist der einzige, der am Spieler ist und spätestens nach dem ersten Satz, normalerweise schon vor dem ersten Satz, sagen muss, wie er spielen muss. Kann natürlich immer sein, dass der Spieler das nicht umsetzen konnte. Aber meine persönliche Einschätzung ist, wäre da ein Coach dabei gewesen, dem die Spieler glauben, dann hätten beide gewinnen können.

Hast du auch andere Sportarten verfolgt bei der Olympia?

ЙЖД: Ja, ich schau gerne Olympia. Ich versuche relativ viel zu gucken. Ist natürlich ein bisschen ärgerlich, dass im Hauptprogramm Sonntag Abends zur besten Sendezeit Frauen Vorrunde kam. Das fand ich relativ erschütternd und bin froh, dass man inzwischen per Live-Stream selber entscheiden kann, was man sieht. Ich hab sehr viel gesehen: Bogenschießen, Judo, Kanu, Rugby. Ich habe versucht überall mal reinzuschauen.

Wenn man sich Timo Boll als Typ anschaut entdeckt man viele Gegensätze zu Dimitrij Ovtcharov. Welche Gegensätze erkennst du zwischen den beiden?

Die Einschätzung mag falsch sein, aber ich finde schon, dass Ovtcharov mehr auf sich selbst fixiert ist. Timo Boll ist ja auch wirklich Fahnenträger und bei allen bekannt als fairer Sportsmann, der nicht nur auf sich selbst schaut und auf seine persönlichen Erfolge. Sondern sich auch für die Mannschaftskameraden freut. Ich glaube er ist einfach ein guter Sportsmann und nicht ganz so auf sich fixiert wie Ovtcharov. Was man ihm aber auch nicht unbedingt vorwerfen kann, weil im Tischtennis gehört das auch bis zu einem gewissen Grad dazu.

Wen magst du eher vom Charakter oder von der Spielanlage her?

ЙЖД: Ja ich denke Boll ist einfach ein Riesenmann, der schon seit Jahren in der Weltspitze ist. Und ich finde er spielt auch schönes Tischtennis. Ihm hätte ich eine Einzelmedaille mehr gewünscht als Kollege Ovtcharov, aber ich kenn beide nicht persönlich. Wir haben zwar immer mal trainiert früher. Aber in dem Sinne, würde ich vielleicht Boll leicht favorisieren. Sympathisch sind sie beide.

Wie siehst du die nächste Olympia für den Tischtennissport bei den Herren?

Ich glaube das wird ein Problem für den deutschen Tischtennissport. Da wird es schwierig mit Medaillen bei den Herren. Zumindest so wie ich das sehe. Also ich sehe keinen, der auf einem ähnlichen Niveau nachrücken könnte. Die Zeit wo Deutschland das China Europas war, die dürfte erst einmal vorbei sein.

Dir ist bestimmt aufgefallen, dass es jetzt Trikotpausen gab. Da können die Spieler in der Satzpause aus der Halle raus inkl. Trainer und ihr Trikot wechseln. Was hältst du von dieser Regelung?

Ich halte davon überhaupt nichts. Und lustigerweise hat sich das ja auch erledigt. Im Spiel um Bronze wurde diese Regel von der ITTF wieder kassiert. Keine Ahnung wer diese Regel in die Welt gesetzt hat, aber das war offensichtlich kein Tischtennisspieler. Die haben, weil die Pausen immer länger wurden und die Trainer immer mit raus gegangen sind, die Regel rausgenommen und zum Schluss auch gar nicht mehr gemacht. Ich kenn eigentlich die Regel, dass man die Box nicht verlassen darf. Zumindest bei den internationalen Wettkämpfen, wo ich teilgenommen habe war das immer so. Es verlängert nur unnötig das Spiel.

Was hältst du denn allgemein von den vielen veränderten und neu hinzugekommenen Tischtennisregeln in den letzten Jahren: Ball größer, Sätze kürzer, Frischklebeverbot, Plastikball, …?

Ja ist ganz schön viel, auf jeden Fall. Ich spiele ja nun auch schon lange hochklassig Tischtennis und hab einige Regeländerungen miterlebt. Aber ich würde sagen, Sätze bis 11, war durchaus eine sinnvolle Änderung. Wenn man sich heute noch einmal ein Satz bis 21 anschaut, dann ist man versucht einzuschlafen. Also es ist sicher zum zuschauen sehr viel schöner. Bei den Aufschlägen haben sie sicher eine gute Intension, aber schlecht umgesetzt und das ist bei mehreren Regeländerungen so passiert. Siehe zuletzt der Plastikball. Ich kann nicht verstehen, wie man so schlechte Bälle einführen kann und diese auch immer noch hat, selbst nach 2 Jahren. Das ist für mich ein absolutes Rätsel. Und das ist für mich die erste Änderung, die wirklich an meiner Motivation kratzt diesen Sport auf ewig weiter zu betreiben.

Kommen wir zu einem komplett anderen Thema: Die Liebe. Wie hast du deine erste große Liebe kennengelernt? Wie seid ihr zusammengekommen?

Ganz klassisch, in der Schule. Sie war in meiner Klasse. Aber das ist schon sehr lange her. Ich weiß tatsächlich nicht mehr wie wir damals zusammengekommen sind. Ich war damals vielleicht 15 oder 16, vielleicht auch 14. Keine Ahnung. Auf jeden Fall im Teenie-Alter.

Würdest du sagen, dass es wirklich Liebe war?

Ja, ich war mit meiner ersten Liebe auch relativ lange zusammen. Das waren 2 Jahre. Und es ist natürlich immer die Frage. Liebe verändert sich schon mit der Zeit. Ich hatte bei mehreren Beziehungen nach 2 Jahren immer so den Knackpunkt. Das ist halt die Frage, wie man dieses Gefühl über die Zeit rettet. Das ist das entscheidende. Man läuft halt nicht ewig mit einer rosaroten Brille herum. Und aktuell halte ich den Langzeitrekord in meiner Beziehung und bin auch sehr glücklich damit. Aber ein Geheimrezept könnte ich da jetzt auch nicht verraten.

Glaubst du generell an Liebe auf den ersten Blick?

Ich glaube da muss schon viel Glück und Zufall im Spiel sein (lacht). Ich glaube richtig verlieben in einen Menschen kann man sich nicht, ohne den Menschen auch zu kennen. Man kann zwar auf den ersten Blick vielleicht was schätzen, aber richtig sicher sein kann man sich da nicht.

Bist du eher ein Liebestyp oder ein Mensch, der auch manchmal in seiner Beziehung Ruhe braucht?

Definitiv brauch ich auch Ruhe und Abstand und ich nehme das auch. Aus meiner Sicht geht das auch gar nicht anders. Ich könnte jetzt nicht immer nur in der Partnerschaft leben. Ich denke, dass man sein eigenes Leben nicht aufgibt ist einer der Gründe, wie man es schafft lange glücklich zusammen zu sein.

Wieso ist das für dich so wichtig auch mal Abstand zu nehmen und was für dich zu tun?

Ich denke, wenn man nur alles zusammen macht hat man sich irgendwann keine lustigen Geschichten mehr zu erzählen. Und lustige Geschichten erheitern den Alltag.

Was machst du abseits der Liebe und des Tischtennis noch in der Freizeit? Klar, arbeiten, aber gibt es noch Dinge, die dein Leben füllen?

Ich arbeite ja auch ehrenamtlich regelmäßig. Ansonsten mache ich nichts regelmäßig, außer Tischtennis. Tischtennis hat schon immer mein Leben dominiert. Und alles andere passiert schon mal. Ich gehe auch mal Billard oder Paintball spielen. Ich versuche schon viel mit zu nehmen, aber keine andere Beschäftigung hat eine Regelmäßigkeit vergleichbar mit Tischtennis.

Kommen wir zur letzten Frage, wo du dir gerne auch ein bisschen Zeit nehmen kannst zum antworten: Wenn du einen einzigen Wunsch frei hättest die Welt zu verändern. Welcher Wunsch wäre das?

Schön wäre wenn sozusagen die Menschen den Trend zur Individualität, den es in den letzten Jahren gab, aufbrechen könnten und die Menschen es schaffen könnten, sich mehr in eine Gemeinschaft zu integrierien. Und vielleicht auch selbst zurückstecken, um für eine Gemeinschaft was gutes zu tun.

Und wenn du den Wunsch kürzer fassen müsstest?

Wenn ich den Wunsch kürzer fassen müsste, würde ich sagen: Es wäre schön, wenn Menschen nicht immer nur tun würden, was ihnen selbst nützt.

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