Das Wunder von Berlin

Geschrieben von Tho Do Thi am in 1. Damen, Turniere

DeutscheMeisterschaftenErstmals nahm (fast) die komplette erste Damenmannschaft an den Deutschen Meisterschaften teil. Schon dies war für uns und unseren Verein ein kleines Highlight. Nachdem Huong am Donnerstag Vormittag noch unerwartet ins Teilnehmerfeld rückte, begann die grandiose Bilderbuchgeschichte.

Höchstmotiviert machten wir uns am Freitagmorgen auf den Weg nach Berlin. Dabei plagte Huong über den ganzen Tag noch eine ganz andere Sorge. Durch ihre kurzfristige Teilnahme hatte sie nämlich noch kein Hotelzimmer bekommen. Angebote meinerseits in der Badewanne zu schlafen, lehnte sie dennoch komischerweise ab. Die Sorge konnte schnell am Abend in unserem Hotel beiseite geschoben werden, da im Doppelzimmer von Anna und mir noch ein doppelstöckiges Hochbett stand. Perfekt. Auch wenn sie ihr Bett selbst beziehen musste.

Das Einzel-Turnier an sich begann für Huong und Anna ziemlich holprig. Huong verlor knapp gegen Kirner und Anna gegen Henning in der ersten Einzelrunde. Ich konnte nach zwei 3:1-Siegen gegen Liebold und Shiiba schon sicher in die Hauptrunde einziehen, sodass die Niederlage gegen Wan mir nichts mehr anhaben konnte. Huong machte jedoch dann nach zwei Siegen gegen Laskowsky und Tsutsui den Gruppensieg klar. Bemerkenswert war vor allem das Spiel gegen Letztere. Von 5 Sätzen entschieden sich die ersten vier Sätze erst in der Verlängerung, Nach 0:2 Rückstand drehte Huong das Ding noch und ließ im 5. Satz nichts mehr anbrennen. Anna gewann ihre nächsten Gruppenspiele ebenfalls wie Huong, sodass auch bei ihr eine 2:1-Bilanz stand. Da in ihrer Gruppe aber irgendwie jeder gegen jeden gewann, mussten bei Anna am Ende die Bälle gezählt werden. Mit einem schlechteren Ballverhältnis von nur 4 Bällen schied Anna dann leider aus der Einzelkonkurrenz. Die Einzige, die sich am Freitag zurücklehnen und mich als Coach an der Bande unterstützen konnte, war Soraya, die bereits für Samstag in der Hauptrunde gesetzt war.

Nachdem wir uns ausgiebig am mehr oder weniger reichhaltigen Buffet der Sportlerverpflegung stärkten, ruhten wir uns vorbildlich aus, um am Samstag das Beste aus uns rauszuholen.
Das klappte im Doppel ja aber schon mal nicht. Zumindest bei Soraya und mir ging wirklich nicht viel am Samstagmorgen, sodass wir in der ersten Runde gegen Liebold/Laskowsky den Kürzeren zogen. Einen kleinen Vorteil hatte dies aber: Wir konnten uns vor einem vereinsinternen Match gegen Anna und ihrer Partnerin Katharina Michajlova drücken. Die beiden spielten sich bis ins Viertelfinale vor, ehe sie gegen Wan/Lemmer mit 1:3 ausschieden. Huong und ihre Partnerin, wie wahrscheinlich alle bereits wissen 😉 , Sabine Winter, stolperten auch, vor allem durch die erste Runde. Im Viertelfinale angekommen, waren sie dann aber nicht mehr zu stoppen. Ein 3:1 gegen Kämmerer und Bundesmann bedeuteten eine Medaille. Mindestens Bronze! Für Leutzsch! Völlig unklar. Alle waren aus dem Häuschen.
Ob Huong Sonntag jedoch überhaupt starten konnte, stand noch in den Sternen. Denn kurz vor dem Viertelfinale im Doppel verletzte sie sich im Einzel gegen Lemmer. Noch etwas ungewohnt auf dem Gerflor, bei dem man nicht wie in der Wielandstraße förmlich über den Boden rutschen kann, knickte sie beim Versuch in die weite Vorhand zu kommen um, sodass eine 10-minütige Verletzungspause von Nöten war. Nach einer kurzen ärztlichen Beratung und zwei Kühlakkus kämpfte sich Huong noch durchs Spiel, jedoch war Lemmer an dem Tag einfach zu gut. 1:4. Zuvor siegte Huong in einem unfassbar starkem und ansehnlichem Spiel gegen Schreiner in der 1. Hauptrunde mit 4:2.
Soraya hatte es in ihrem ersten Einzel des Turniers auch nicht einfach. Gegen ein Nachwuchstalent aus der Nationalmannschaft ist es immer schwer, vor allem wenn es das allererste Spiel ist. Aber Soraya wäre nicht Soraya, wenn durch eklige Aufschläge und Vorhand Gegentopspins das Spiel nicht noch gewonnen wird. Ein 4:3 Sieg bedeutete eine Begegnung gegen Winter. Auch hier lieferte sie ein gutes Spiel. Knappe Sätze, einige kleine Chancen, aber ein 0:4 konnte sie nicht verhindern.
Ich hatte es in der 1. Hauptrunde mit Tanja Krämer zu tun. Mein Ziel vor dem Spiel war es, irgendwie einen Aufschlag von ihr auf den Tisch zu bekommen. Letztendlich habe ich mein Ziel mehr als erreicht. Ich lieferte ein gutes Spiel ab und konnte Krämer ein wenig ärgern und sie sogar zum Meckern bringen. Auch wenn es am Ende ein 1:4 war und ich einige Chancen bei 9:9 und 9:6 liegen ließ, kann ich mit meiner Leistung sehr zufrieden sein.
Tag 2 war beendet und für einen Teil unserer Gruppe ging es zum Sportlertreff. Es gab auf jeden Fall leckeres Essen und an lustigen Geschichten am Tisch mit den Jungs aus Schleswig-Holstein mangelte es auch nicht. Huong legte nach dem Essen vorbildlich ihren Fuß hoch, der mittlerweile ziemlich dick geworden war und schmerzte. Wir alle hofften auf ein Wunder. Sabines Coach fragte mich abends auch schon an: „Kannst du nicht morgen für deine Schwester spielen? Fällt bestimmt nicht auf.“ 😀
Huong schonte sich also, während wir „Rausgeflogenen“ aus den verschiedensten Bundesländern gemeinsam ein wenig in der Hauptstadt feierten.

Das kleine Wunder ereignete sich dann auch am Sonntag. Huong verspürte weniger Schmerzen und versuchte sich im Halbfinale mit Sabine gegen Wan/Lemmer. Nach einem sehr verhaltenen ersten Satz, feuerten beide die nächsten drei Sätze ein kleines Feuerwerk ab, sodass es fix in Richtung Finale ging. Wahnsinn. Gut, dass ich nicht gespielt habe.
Eine unfassbare Atmosphäre begegnete uns dann später im Finale. Gefühlt stand die gesamte Halle hinter den Underdogs, Huong und Sabine. Mit Krämer/Göbel hatten die Beiden sehr erfahrene Spieler auf der anderen Seite stehen. Huong zeigte sich jedoch furchtlos, sodass sie erstmal den zweiten Aufschlag mit einem unfassbaren Rückhandflip in die Vorhand reinprügelte. Was sollte jetzt noch schiefgehen? Richtig. Gar nichts. 3:1 stand es am Ende. GOLD. Bei den DEUTSCHEN MEISTERSCHAFTEN. Neben mir ließen Menschen ihren Freudentränen freien Lauf (ich verrate aber nicht welche Menschen, aber wir können uns das alle denken 😉 ). Meine Schwester ist deutsche Meisterin im Doppel. Was soll man dazu sagen? Ich glaube, ich kann im Namen von uns allen sprechen, wenn ich sage, dass wir unfassbar stolz sind. Mehr als das. Sie hat Geschichte für Sachsen und unseren Verein geschrieben. Huong, du bist wahnsinnig!

Tischtennis 2

@Holger Straede

 

Deutsche

 

 

 

 

 

 

 

Ein schönes, lustiges und verrücktes Wochenende ging nun zu Ende. Bei der Siegerehrung mangelte es nicht an Konfetti und Autogrammwünschen. Mit einem Siegerpokal im Gepäck machten wir uns wieder zurück nach Leipzig. Das könnte man auf jeden Fall gerne wiederholen! 🙂

Wer sich das Spektakel nochmal anschauen möchte, kann sich gern durch die Galerie von: http://sportdeutschland.tv/tischtennis durchklicken.

Und wer die neue deutsche Meisterin mal (hoffentlich wieder fit) in Aktion erleben will, kommt uns am Samstag (17.03.), um 18.30 Uhr zu unserem Heimspiel gegen Saarbrücken unterstützen. Wir freuen uns auf euch! Auf gehts, Füchse! 

 

 

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